Was ist Geldwäsche?

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Bei Geldwäsche denken die meisten von uns an Gangster der alten Schule, die auf einem Haufen Bargeld sitzen, Zigarren rauchen und die Eröffnung eines zwielichtigen Geschäfts planen, um ihr schmutziges Geld zu waschen. In Wirklichkeit steckt aber viel mehr dahinter, und in den letzten Jahren hat sich die Art und Weise, wie Geld gewaschen wird, durch den technologischen Fortschritt in vielerlei Hinsicht verändert.

Bevor wir uns aber genauer mit den feinsten – und illegalsten – Details der Geldwäsche beschäftigen, möchte ich euch eine kurze Einführung in das Thema geben. 

Von Quelle A nach Quelle B

Der Begriff „Geldwäsche“ stammt vermutlich aus italienischen Mafiakreisen in den USA, wo Al Capone angeblich Waschsalons kaufte, um seine illegalen Gewinne aus Prostitution und selbstgebrannten Spirituosen durch legitime Geschäftsaktivitäten „reinzuwaschen“. In anderen Worten: Es geht dabei darum, mit einer illegalen Einkommensquelle A verdientes Geld so aussehen zu lassen, als käme es aus einer legalen Einkommensquelle B.  

Veranschaulichen wir uns das Ganze doch einmal anhand eines Beispiels: Angenommen, wir betreiben lukrative aber absolut illegale Geschäfte, wie einen Drogenring. Unsere unrechtmäßig erworbenen Gewinne sind zu hoch, um sie an den Behörden vorbeizuschleusen, ohne irgendeinen Verdacht zu wecken. Wir können das Geld nicht einfach auf ein Bankkonto einzahlen, ohne erklären zu müssen, woher es stammt. Wir beginnen also, unser Geld in ein Geschäft zu investieren, das legitim erscheint – zum Beispiel in eine Pizzeria in der Nachbarschaft, die auf den Namen eines treuen Mitarbeiters läuft, der für seine Mühen entlohnt wird.

Wir leiten einen Großteil des Geldes, das wir mit dem Verkauf von Drogen verdienen, über die Pizzeria und geben es für Küchengeräte, Lebensmittel, Vorräte, Dienstleistungen und sogar Personal aus.

In der Einnahmen-Ausgaben-Rechnung des Restaurants verwässern wir die illegalen Gelder durch legitime Gewinne aus zahlenden Kunden. Es ist fast unmöglich festzustellen, ob es sich bei einer bestimmten Ausgabe um legales oder illegales Geld handelt. Im Zweifel könnte beides der Fall sein, und genau das ist der springende Punkt.

Für das ungeübte Auge betreiben wir nichts mehr und nichts weniger als eine sehr erfolgreiche, absolut seriöse Pizzeria. Die Herkunft unseres Einkommens erscheint jetzt legitim und wir fühlen uns sicher, obwohl ein Großteil unserer Einnahmen aus einer Tätigkeit stammt, die uns normalerweise ins Gefängnis bringen würde. Dies ist ein klassisches Lehrbuchbeispiel für Geldwäsche. Aber, wie gesagt, steckt noch viel mehr dahinter. 

Geldwäsche in drei Schritten

Geldwäsche ist ein dreistufiger Prozess: Einschleusung, Schichtung und Integration. Schmutziges Geld gilt nicht als sauber, bis der letzte Schritt abgeschlossen ist. 

Einschleusung

Das Wichtigste zuerst: Um Geld zu waschen, müssen unrechtmäßig erworbene Gewinne zunächst in den Finanzkreislauf eingeschleust werden. Dieser Schritt ist aufgrund der Meldepflichten für Einlagen ab einer bestimmten Höhe (der Betrag variiert je nach Land) besonders riskant, denn im Allgemeinen stellen Leute gerne Fragen, wenn aus heiterem Himmel höhere Geldsummen auftauchen. 

Schon mal was von „Smurfing“ (engl. für „Schlumpfen“) gehört? Dabei handelt es sich um eine der gängigsten Methoden, um unrechtmäßig erworbene Gewinne in den Finanzkreislauf einzuschleusen. Smurfing ist die Kunst, im Laufe der Zeit viele relativ kleine Bankeinlagen zu tätigen – in der Regel auf mehreren Konten. Dafür sind meistens nachrangige Akteure („Schlümpfe“) zuständig, die Bargeld auf die Konten ihrer Bosse einzahlen. Einige Geldwäscher nutzen alternative Finanzsysteme wie Kryptowährungen, um wachsamen Augen zu entgehen. 

Weitere Alternativen zum Smurfing sind die Einzahlung von schmutzigem Geld auf die Konten eines bestehenden Unternehmens oder das Verschleiern durch Transaktionen (z. B. den Kauf von Produkten, die nie geliefert werden). 

Schichtung

Unser schmutziges Geld befindet sich jetzt also im Finanzkreislauf und unsere legalen Geschäfte verschleiern sämtliche illegalen Aktivitäten, die wir am Auge des Gesetzes vorbeischleusen wollen. Unsere illegalen Aktivitäten erscheinen zu diesem Zeitpunkt aber nur oberflächlich legal. Für das geschulte Auge sieht unser schmutziges Geld nach wie vor ziemlich schmutzig aus. Hier kommt die Schichtung ins Spiel. 

In diesem Schritt wird das illegale Geld mit legalem Geld vermischt oder konstant in Bewegung gehalten. Eine erfolgreiche Schichtung bedarf einer Reihe komplexer finanzieller Manöver, um das ursprünglich eingeschleuste Geld in kleinere Beträge aufzuteilen. Die Vorgehensweise ist sehr unterschiedlich, je nachdem, für welches Geldwäschesystem wir uns entscheiden. Der Zweck ist aber in jedem Fall derselbe: Selbst erfahrenen Buchhaltern soll es so schwer wie möglich gemacht werden, zwischen Geld aus legalen Transaktionen und Geld, das zu Geldwäschezwecken angelegt wurde, zu unterscheiden. Illegales Geld kann beispielsweise für Glücksspiele verwendet, dann in Aktien angelegt, anschließend in verschiedene Währungen umgetauscht und schließlich zum Kauf von Finanzprodukten wie Lebensversicherungen verwendet werden. 

Je mehr Geld wir schichten wollen, desto komplexer und abwechslungsreicher müssen unsere Manöver sein. 

Integration

Der letzte Schritt, bei dem gewaschene Gelder endlich legitim werden und meist über legale Transaktionen zurück in den Wirtschaftskreislauf gelangen, heißt Integration. An dieser Stelle werden in der Regel nur legale Transaktionen durchgeführt, womit es sich bei diesem Schritt um den risikoärmsten Teil des Geldwäscheprozesses handelt. 

Es ist auch nicht unüblich, integriertes Bargeld für den Kauf von Vermögenswerten zu verwenden, die die Geldwäsche in Zukunft erleichtern. Um wieder zu unserem einfachen Beispiel mit der Pizzeria zurückzukommen, kann die Integration beispielweise den Kauf eines neuen Ofens oder eine Großbestellung von Pizzazutaten umfassen. 

Geldwäsche – der Reality-Check

Wir sind also inzwischen mit den Grundlagen vertraut. Keine Sorge, wenn das alles noch etwas abstrakt klingt. Im folgenden Beispiel sehen wir, wie dieser dreistufige Prozess im wahren Leben funktioniert. 

Nur Bares ist Wahres

Erinnert ihr euch an unsere Pizzeria? Anhand dieses Beispiels erkläre ich euch noch einmal im Detail, wie Geldwäsche funktioniert. 

Einschleusung: In diesem Schritt bringen wir unser (Bar-)Geld zum Geschäftsführer der Pizzeria. Er bewahrt es für uns auf und wartet, bis das Geschäft losgeht. 

Schichtung: Sobald das Restaurant Umsätze aus dem Pizzaverkauf erzielt, vermischt der Geschäftsführer einen Teil des schmutzigen Geldes mit den legalen Gewinnen, indem er zum Beispiel Quittungen an fiktive Kunden ausstellt, aber die entsprechenden Beträge in Wirklichkeit selbst in die Kasse einzahlt. Vielleicht kauft er mit dem unrechtmäßigen Geld auch Mehl, macht Pizza daraus und verbucht die entsprechenden Gewinne auf dem Konto des Restaurants. 

Integration: Im Laufe des Tages verwandelt sich unser Bargeld langsam in verbuchte Gewinne des Restaurants. Wir nehmen also das Geld aus den Pizzaverkäufen, das teilweise aus illegalen Aktivitäten stammt, und zahlen es zusammen mit unseren Tagesumsätzen auf das Bankkonto des Restaurants ein. Von dort aus verbuchen wir alles als legale Umsätze, reichen eine Steuererklärung ein und genießen am Ende unsere Beute (vorausgesetzt, wir werden nicht erwischt). 

Ich hoffe, unsere kurze Einführung in die Funktionsweise von Geldwäsche und die Strukturen, die dahinter stecken, hat euch gefallen. Es handelt sich dabei um eine Straftat, und diejenigen, die daran beteiligt sind, werden meist erwischt. Außerdem ist Geldwäsche eine ernsthafte Bedrohung für das Finanzsystem, die es Menschen ermöglicht, von kriminellen Aktivitäten zu profitieren.

Aber wie kann man sich vor etwas schützen, von dem man nichts weiß? Natürlich gar nicht! Genau deshalb haben wir uns entschlossen, ein wenig näher auf dieses Thema einzugehen. Unser Ziel ist es, unseren Lesern die nötigen Instrumente an die Hand zu geben, damit sie verstehen, was um sie herum passiert, denn Wissen ist nach wie vor der beste Schutz. 

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